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Wie kam der Ludwigspark I zu seinem Fernseher?
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Es lebte einmal in einer Königsstadt im schönen Land Bayern eine tugendhafte Maid. Sie war rechtschaffend, gläubig und trug ihr Herz am rechten Fleck, manchmal aber auch auf der Zunge. Sie zog drei Kinder groß, pflegte jahrelang ihren kranken Mann und als dieser dann starb, verkaufte sie ihr Haus und zog in den Ludwigspark. Menschen waren ihr schon immer sehr wichtig und so suchte sie im Alter deren Gemeinschaft. Sie lebte sich sehr schnell ein und bereitete ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern aufgrund ihrer geradlinigen und ansteckend fröhlichen Art viel Freude. Wenn man genau hinsah, entdeckte man mitunter den sprichwörtlichen Schalk in ihrem Nacken. Eines Tages öffnete der Ludwigspark seine Pforten für Besucher. Die GWG startete ein Preisausschreiben und stiftete als Hauptgewinn einen schönen, modernen Flachbildfernseher. Da hatte Johanna eine Idee: Sie wollte den Fernseher unbedingt für den Gemeinschaftsraum des Ludwigsparks gewinnen. Deshalb wurden mit Hilfe von ein paar Gleichgesinnten für jeden einzelnen Hausbewohner Preisrätsel-Karten ausgefüllt, die allesamt im Losbehälter landeten. Dabei spielte es für Johanna überhaupt keine Rolle, ob diese Personen bettlägerig waren oder nicht, ob anwesend oder nicht, gesund oder krank, auf Reisen oder zuhause. Dann kam der entscheidende Moment, der Gewinner wurde gezogen. Johanna war bei der Ziehung anwesend und schickte ein Stoßgebet ’gen Himmel. Die Glücksfee griff in die Kiste, zog eine Karte und rief „Das gibt’s doch nicht!“ Johanna, in höchster Erregung schrie zurück: „Wenn jetzt nicht Chiemseestraße 4 drauf steht, „wirf die Karte bitte wieder zurück.“ Aber die Glücksfee lächelte milde: Die Gewinnerin war tatsächlich Johanna selbst. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Als sie sich glückselig auf den Heimweg zu ihrer Gemeinschaft machte, sprang plötzlich der Teufel aus dem Gebüsch und sagte: „Johanna, he, Johanna, du hast einen Fernseher gewonnen. Gratuliere altes Haus. Deine alte Mühle zuhause wird es eh’ nicht mehr lange tun, deshalb behalte diesen Gewinn ruhig für dich. Du weißt doch, jeder ist sich selbst der Nächste! Glaube mir, die anderen würden ihn auch behalten. Also Johanna, sei schlau und lass dich nicht ausnützen.“ So wie er gekommen war, verschwand der Teufel wieder im Gebüsch. Die Worte des Teufels gefielen Johanna sehr gut und sie beschloss, den Fernseher nun doch selbst zu behalten. Der wäre ihr die nächsten zehn Jahre sicher ein treuer Begleiter und würde ihr so manch langen Abend verkürzen. Kaum war sie fest entschlossen ein paar Schritte weitergegangen, da huschte aus dem Nichts ein Engelchen über ihren Weg, schaute Johanna besorgt an, schüttelte den Kopf und sagte: „Johanna, Johanna, hast du vergessen, was du eigentlich wolltest? Liegt dir die Gemeinschaft denn nicht mehr am Herzen? Du wirst an dem Fernseher keine Freude haben, wenn du ihn für dich behältst. Du bist ein Kind Gottes und wirst als solches das Glücksgefühl über diesen Gewinn mit anderen teilen müssen. Geteilte Freude ist doppelte Freude und denk doch nur, wie dich der Dank aller unendlich glücklich machen wird. Johanna glaube mir, der Himmel wird dich für diese gute Tat belohnen.“ Johanna schämte sich ein wenig, weil sie bald auf den Teufel reingefallen wäre und dankte dem Engel, dass er ihr die Augen und vor allem das Herz geöffnet hatte und trabte weiter in Richtung Ludwigspark. Aber das Engelchen war kaum verschwunden, da stand schon wieder der Teufel vor ihr. Er hatte die Begegnung mit dem Engel mit angehört und war sehr zornig, weil Johanna wieder umzufallen drohte und in ihre erbärmliche Gutmütigkeit zurückfiel. "Johanna, he, Johanna, wie blöd bist du denn noch? Willst dir wohl mit diesem Fernseher einen Platz im Himmel erkaufen? Aber das sage ich dir, dein Erdenleben wird noch lange dauern und die Winterabende mit deinem alten Fernseher werden noch länger sein. Ich habe dich gewarnt, ich habe alles versucht, du bist und bleibst eine unbelehrbare Idealistin – jetzt kannst du selbst schauen, wo du bleibst!“ Er trat mit seinem Pferdefuss voller Wut gegen unseren Eingangspflasterstein und fuhr schnurstracks und wütend zurück in die Hölle. Johanna aber ging fröhlich in unser Haus, sah das Engelchen ihr noch kurz zuwinken und berichtete der Gemeinschaft voll Freude von ihrem Gewinn und ihrer Absicht, das Fernsehgerät für den Gemeinschaftsraum zu spenden. Ihr größter Lohn waren die Freude und die Anerkennung aller Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. Als Dank für ihre Standhaftigkeit und ihre Engelhörigkeit erhielt sie von der Gemeinschaft einen Blumenstrauß und ihr wurde ganz warm ums Herz. Bis zur Anschaffung eines Beamers wurden monatlich einmal Filme gezeigt. Die Gemeinschaft gab den Fernseher an Johanna zurück. So wurde die Schenkende zur Beschenkten.
Eine Bewohnerin unseres Hauses hatte in ihrer Wohnung ein Problem, das von der Firma Hama erledigt werden sollte. Es kam dann auch ein Mitarbeiter, der war zwar gut, aber kam aus dem tiefsten Niederbayern und entsprechend breit und g’schert war sein Dialekt. Die Dame des Hauses aber sprach ein vornehmes und für jedermann verständliches Hochdeutsch und konnte den ausgeprägten niederbayerischen Dialekt des Hama-Mitarbeiters überhaupt nicht verstehen. Und so wandte sie sich resigniert an eine Mitbewohnerin mit dem Hinweis: „Warum nur schicken sie uns immer Ausländer, die kein Mensch versteht?“ |